KPE – Druckgrafik – Design

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wertgutschein

Im Februar 2006 erhielt die Freie Waldorfschule Kreuzberg eine Anfrage vom Verein Berliner Regional (s.u.). Frau Sigrid Schultz und Herr Michael Wilhelmi vom Verein machten den Schülern das Angebot, für den „Kreuzberger Regio“ die Gestaltung der Rückseite zu entwerfen.

Diese Herausforderung wurde von den Schüler der 10. Klasse der FWSK angenommen: Innerhalb von 4 Wochen entwickelten sie, unter der Anleitung von Kunstlehrerin Maica Evers, mehrere Vorschläge für die Gestaltung und erprobten diese in verschiedenen Drucktechniken.

Die Vorbereitung
Geldbluete

Zunächst überlegten die Schüler, was denn dieser „Berliner Regio“, der auch vor unserer Kantine getauscht werden kann, überhaupt ist. Einige waren schon über das „Gelbe Blatt“, das Internet und ihr Zuhause erstaunlich gut informiert. Sie berichteten über globale wirtschaftliche Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf Kleinbetriebe.

*BERLINER sind Wertgutscheine, die von Mitgliedern des Netzwerks „Berliner Regional“ in Berlin-Brandenburg als Zahlungsmittel – zusätzlich zum Euro – für die von ihnen angebotenen Waren und Dienstleistungen akzeptiert werden. Sie vermeiden, dass Geld aus der Region abfliesst und stärken regionale Wirtschaftskreisläufe. www.berliner-regional.de

Und noch bevor der erste Strich gezeichnet wurde, diskutierten die Schüler und Schülerinnen über Sinn und Zweck der Alternativwährung. Nach weiteren Recherchen, etwa im „Berliner Regional Magazin“, entwickelte jeder eine Mindmap zum Thema Geld in Form einer Blüte.

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Dabei wurde viel diskutiert:

  • Was bedeutet Handeln eigentlich konkret?
    Ein Geben und Nehmen, von Hand zu Hand.
  • Warum muss Geld im Fluss bleiben?
  • Woher kommt der Begriff Markt? (siehe Merkur).

Nach dieser Exkursion ins Fach Wirtschaftskunde wurden die ersten Ideen skizziert. Doch, wie kann eine Idee oder ein Begriff aus der abstrakten Geldwelt in ein Bild gefasst werden?

Dazu gingen wir von den großen wirtschaftspolitischen Begriffen zu den ganz praktischen Fragen über und fragten uns:

  • Was soll mit dem „Berliner Regio“ bezahlt werden können?
  • Welche Läden, Unternehmen und Institutionen beteiligen sich an dem Projekt?
  • Was ist lokaltypisch für Kreuzberg?
  • Wie können sich Menschen unterschiedlichen Alters mit der Währung identifizieren?

Anschließend wurde eine erste Entwurfsreihe im Collagen-/ Materialdruck umgesetzt.

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Hochdruck / Linolschnitt und Holzschnitt

Die Skizzen und Entwürfe wurden für den Linol- und Holzschnitt weiter entwickelt. Neben den inhaltlichen Fragen nach dem treffendsten Motiv mussten die gestalterischen Kompositionsmöglichkeiten erörtert werden. Es ging um die Frage nach den Hell-Dunkel-Kontrasten und darum, welche Linien und Flächen herausgeschnitten und welche stehenbleiben sollten. Da der Druck spiegelverkehrt erscheint, brachte das Abziehen des Papiers vom Druckstock so manche Überraschung.

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Im nächsten Schritt wurde für jedes neue Druckverfahren ein neuer Entwurf entwickelt oder der alte verbessert. Die Schüler arbeiteten daran, das Thema „Berliner Regional“ konkret zu formulieren und dabei die druckgrafischen Möglichkeiten zu nutzen.

Tiefdruck / Kaltnadelradierung:

Bei der Kaltnadelradierung musste umgedacht werden: Alles, was mit der spitzen Kaltnadel eingeritzt wurde, blieb auf dem Abdruck als

schwarze Linie stehen. Um eine dunkle Fläche herzustellen, braucht man viel Geduld.

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Die Radierungen druckten wir auf der Radierpresse in der Museumsdruckerei des Kreuzberg-Museums.

Der Leiter der Druckwerkstatt, Herr Peter Renn, stellte uns ausführlich die letzte Bleisatzmaschine vor, auf der noch 1982 der Berliner Tagesspiegel gedruckt wurde.

Schülerbericht aus der Druckwerkstatt von Vincent Engel und Sebastian Schellhase.

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Die Entstehung der Rückseite für die Geldscheine des „Kreuzberger Regios“

Erfahrungsbericht von Vincent Engel und Sebastian Schellhase aus der 10. Klasse

Im KPE-Kurs (= Künstlerisch-praktische Erziehung) entwarfen wir das Design des „Berliners“, einer für Berlin und Brandenburg gültigen Regionalwährung. Geleitet wurde diese Arbeit von unserer Kunstlehrerin Frau Maica Evers.

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Unsere spezielle Aufgabe war es, die Rückseite des Kreuzberger Berliners zu designen, wobei wir uns jedoch nicht auf den Einer, Fünfer oder Zehner festlegten. Um uns der Aufgabe zu stellen, sammelten wir zuerst charakteristische Dinge und Begriffe, die wir mit Kreuzberg verbinden. Die Ergebnisse gingen über bestimmte Plätze bis hin zu Lebenseinstellungen.

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Danach beschäftigten wir uns mit der Bedeutung von Geld und den Zusammenhängen, die das Geld mit sich bringt. Wir kamen auf das Ergebnis, dass das Geld in unserer Gesellschaft eine so große Rolle spielt, dass man Zusammenhänge in fast allen Aktivitäten, Produkten, oder sonstigen alltäglichen oder außergewöhnlichen Dingen zurückverfolgen kann.

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Doch eine Idee von einem Design in unsern Köpfen reicht nicht, man muss sie zu Papier bringen, um sie dann gegebenenfalls noch auszuarbeiten und zu vollenden. Dazu hatten wir mehrere Möglichkeiten. Jeder der Schüler machte einen Materialdruck, einen Linolschnitt und eine Kaltnadelradierung. Einige fertigten außerdem noch einen Holzschnitt an. Im Zuge der Druckarbeiten besuchten wir mehrmals das Kreuzbergmuseum, wo uns mit der freundlichen Unterstützung von Herrn Peter Renn wunderbare alte Druckpressen zur Verfügung standen. Außerdem erfuhren wir von ihm als Ergänzung zu den Druckverfahren einiges über den frühen Zeitungsdruck. Das Siebdruckverfahren konnten wir in der KPE-Stunde ebenfalls ausprobieren.

Für mich war es eine interessante Erfahrung, wie lange man eine Idee verbessern kann. Ich fand es schön, dass wir auch komplizierte und nicht unbedingt alltägliche Druckverfahren wie Kaltnadelradierung und Siebdruckverfahren kennen gelernt haben und anwenden durften. Und ich bin überrascht, wie gut es funktioniert hat und welche Ergebnisse erzielt wurden. Ich denke, das wird eine schwere Entscheidung, welche Drucke letztendlich die Rückseite des Berliners verschönern dürfen.

Projektleitung: Maica Evers, Kunstlehrerin an der Freien Waldorfschule Kreuzberg.


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